Die Blockchain als ein Beispiel für digitale Rekombination
Schon Schumpeter deklarierte Kombinationen und Rekombinationen als Herz von Innovationen. Im Zeitalter digitaler Technologien und deren Reprogrammierbarkeit ist dieses Phänomen wichtiger denn je. Das Konzept der Blockchain – egal ob man dem Konzept offen oder kritisch gegenüber steht – zeigt uns eindrücklich, wie durch die Kombination verschiedener vorhandener Konzepte eine neue Grundlagentechnologie geschaffen werden kann, die das Potenzial hat, traditionelle Märkte aber auch ganze Denkweisen zu disruptieren. Ich sage hierbei ganz bewusst Potenzial: In zu vielen Bereichen ist unklar, ob die Anwendung einer Blockchain Sinn ergibt, oder ob die Marktteilnehmer überhaupt die von der Blockchain geschaffene Dezentralität und somit volle eigene Verantwortung befürworten.
Ungeachtet dessen zeigt die Blockchain, was durch kombinatorisches Denken im digitalen Zeitalter möglich ist. Durch eine hervorragende Verknüpfung von bekannten kryptographischen Konzepten, Zeitstempeln auf Dokumenten, dem Internet etc. wurde von einer Einzelperson (oder Personengruppe) eine vollkommen neue Grundlagentechnologie geschaffen, welche wiederum mit anderen Technologien wie IoT, Edge Computing etc. komplementär genutzt werden kann. Durch diese Kombinationen entstehen neue Märkte, Technologien und Lösungen für Probleme die älter sind als die Menschheit selbst. Dieses Denken soll jedoch nicht auf die Techies im Silicon Valley beschränkt sein. Um dieses Denken in der breiten Gesellschaft zu etablieren und somit einen neuen und am besten exponentiellen Anstieg von Innovationen zu ermöglichen, braucht es ein Bewusstsein über die verschiedenen Technologien und Komponenten, die kombiniert werden können. Aus diesem Grund bin ich der Meinung, dass ein systematischer und breiter Kompetenzaufbau in allen neuen Digitalthemen nötig ist, um allen Menschen eine aktive Teilhabe an der Welt von Morgen zu ermöglichen.
Yannick Hildebrandt, Head of Research, Innovationszentrum für Industrie 4.0